Ghana 2016 Nalerigu

Nach 6 Jahren fuhren wir wieder nach Ghana, genauer gesagt in den Norden nach Nalerigu in das Baptist Mission Hospital. Unser Team bestand aus Dr. Karl Moser (Chirurg), Marion Koell (Photographin), Vernon Sahraja (Chirurg aus London), Christine Stalp (Intensivschwester aus Siegen) und 3 SchwesternSchüler Innen (Maria/Maria/Samuel). Zunächst landeten wir alle in Accra und wollten am nächsten Tag nach Tamale in den Norden fliegen. Leider wurden alle Flüge gestrichen, da Sahara-Sandstürme (vermutl. Klimawandel) die Sicht der Piloten beeinträchtigten und der Flughafen in Tamale kein Radar hat. Somit war eine Landung dort nicht möglich.
 
Also nahmen wir einen normalen Bus. Wie erwartet, war dieser vollbesetzt mit Einheimischen, das Gepäck lag zusätzlich im Gang und dort mussten auch noch einige Mitfahrer auf dem Boden kauern. Wir hatten zwar alle Sitzplätze bekommen, aber die 16 stündige Fahrt geriet zur Tortur. Die Sitzplätze waren sehr eng, der Fernseher lief unentweg und zeigte afrikanische Soaps in entsprechender Lautstärke. An Schlafen war trotz Nachtfahrt nicht zu denken. Zudem hatten wir gegen 1:00 Uhr nachts eine 3 stündige Motorpanne, wobei sich Vernon noch schwer am Schienbein verletzte. Beim Aussteigen aus dem Bus fiel er in der stockdunkelnen Nacht in einen offenen Gulli.
 
Nach der Ankunft in Tamale wurden wir vom krankenhauseigenen Pick-Up abgeholt und nach weiteren 3 Stunden erreichten wir endlich das Baptist Mission Hospital gegen 11 Uhr.
Da die Patienten bereits seit 5 Uhr früh auf unsere Ankunft warteten, entschloss ich mich wenigsten die noch nüchteren Kinder (4 Stück im Alter von 1-4) zu operieren.
 
Am nächsten Tag setzten wir die Operationen mit ca 10-12 Fällen pro Tag fort. Wir operierten auch 2 riesige Hernien und ca. 20 Kinder. Die OP Organisation wurde von Christine mit harter Hand geführt, die bereits mehrere Mal in Nalerigu war. Die PflegeschülerInnen wurden in die Stationsarbeit eingewiesen. Wir hatten trotz prekärer Sterilisationsverhältnisse keine Infektionen und die Patienten, waren sehr dankbar. Im Dorf bekamen wir immer wieder spontane Beifallsbekundungen.
 
Leider war das Dorf mittlerweile durch Plastik total vermüllt und der Baumbestand deutlich verringert. Die einheimische Bevölkerung nutzt Bäume als Brennholz. Dadurch erodiert der Boden und extreme Dürre ist nun die Folge. Dies hat uns sehr traurig gemacht, da eine humanitäre und ökologische Katastrophe wahrscheinlich bevorsteht. Statt in Solaröfen investiert die Bevölkerung Ihr weniges Geld offensichtlich lieber in Handys. Der westliche "way of life" hat reklametechnisch alles richtig gemacht.
 
In der Klinik arbeiten noch 3 Ärzte aus den USA. Sie kämpfen v.a. gegen Malaria und Unterernährung. Wenn die Kinder gerettet werden, kommen Sie auf eine "Feeding" Station. Auf den Bildern unten sieht man noch die Hungerbäuche bei genauem hinsehen.